Rock in Rio – Tag 2

Erstmal eine kleine Citytour. Am Morgen erstmal ein paar Höhenmeter in Alfama gemacht. Der Blick von hier oben auf den Tejo hat schon etwas. Abends scheint es hier anlässlich der Fußball-EM ziemlich abzugehen. Überall geschmückte Strassen, mal sehen, ob ich hier morgen mal vorbei schaue. Also wieder runter vom Berg. Frühstück gibt es auf dem Markt und danach gehts wieder zum Festival.

Was das Programm angeht bin ich heute ziemlich erwartungsbefreit. Einfach mal überraschen lassen. Übrigens sollen hier rund 70.000 Besucher am Start sein.

Bei Jake Bugg bleibe ich hängen. Ein junger Brite, der als Singer-Songwriter beschrieben wird und seit etwas mehr als 10 Jahren im Musik-Biz mitspielt. Der Name sagte mir, im Gegensatz zum überwiegend ca. 15 Jahre jüngeren Publikum, nichts, das hat sich aber gerade nachhaltig geändert. Neben eingängigen Balladen hat der Typ auch Talent zum härteren Genre. Schon ein gelungener Auftakt.

Eher zufällig komme ich an der Hauptbühne vorbei, auf der Jão, ein amerikanisch-brasilianischer Sänger vor einer einem Raumschiff nachempfunden Kulisse so etwas wie Schlager zum Besten gibt. Bierdurst! Später wird auf derselben Bühne übrigens noch Colum Scott seine Künste darbieten. Da gehe ich nach wenigen Songs lieber zum Riesenrad, da läuft Guns`n Roses und AC/DC aus der Konserve.

Der Weg zur nächsten Bühne wird durch eine Gruppe junger Studierender blockiert, die in schwarzem Dress Gesang und Artistik verbinden. Dass fesselt mich eine ganze Weile und solche Aktionen machen dieses Festival aus.

Wer ist Lauren Spencer Smiths? Ich wusste es bis jetzt nicht. Die Kanadierin hat es wohl 2022 über Tim Tok geschafft in einigen Ländern Aufmerksamkeit zu erregen. Das merkt man hier auch am Publikum, dass sich überwiegend in den Zwanzigern befindet. Klingt gut, aber hält mich nicht lange. Vermutlich werde ich in zwei Tagen nicht mehr wissen, wer Lauren Spencer Smiths ist.

Wesentlich ansprechender fand ich das Angebot der Frau auf der nächsten Stage. Carolina De Deus sagte mir auch nichts, aber ich hatte sie, wie ich feststellte, schon gehört. Carolina ist Lisboeta, spielt hier also mit Heimvorteil. Das ist möglicherweise eine Erklärung, warum sich hier doch eine sehr gemischte Hörerschaft von geschätzt mehr als 10000 Menschen eingefunden hat. Die Lady hat Musical-Bühnenerfahrung und das merkt man auch an ihrer Show, die mit Tänzerinnen und Tänzern aufwartet. Ich bin beeindruckt von der Musik, die Frau kann was und hat eine Stimme, die mich irgendwie an Edith Piaf erinnert. Das war ein Highlight!

Nach einer Stärkungspause bleibe ich bei Lukas Graham stehen. Pop-Soul made in Denmark. Hier hält es mich überraschenderweise doch bis zum Schluss. Das kann man gut hören, live zumindest. Aus der Konserve hat er mich noch nie besonders angesprochen. Aber hier war es mehr als ok.

Finale: Ed Sheeran gibt allein als Ein-Mann-Kapelle den Headliner, nur deswegen wär ich hier sicher nicht gelandet. Viel Video, viel Pyro und die bekannten Gassenhauer zum Start. Erstmal beeindruckend. Als Ed dann aber während der Songs ohne Gitarre über die Bühne wirbelt wird klar, dass er große Teile seiner Show mit technischer Unterstützung spielt. Ne Playback-Show ist mir dann doch zu doof. Mal gut, dass ich ohne Erwartungen kam. Wie man zu den positiven Kritiken zur Eröffnungsfeier der EM in München kam, wo er ja wegen der großen Jungs von AC/DC im Olympiapark auf die Theresienwiese ausweichen musste, ist mir schleierhaft. Da wird er ja auch nichts anderes präsentiert haben. Definitiv ein Grund den Abend hier etwas zu verkürzen.

Und nun? Hat es sich gelohnt? Auf jeden Fall. Die Atmosphäre, die wirklich sehr gute Organisation, Vielseitigkeit des Programms und einige wirkliche Highlights machen Rock in Rio Lisboa 2024 zu einem tollen Event. Am Tag 1 waren schon ein paar Gigs, insbesondere Xutos & Pontapés und Peste & Sida, dabei für die allein es sich gelohnt hätte. Peste hatte ich vorab gar nicht auf dem Radar und beide Bands haben mich nachhaltig beeindruckt. Die Wahl des Veranstaltungsortes an Ufer des Tejo war exzellent. Ich weiß nicht, wie es vorher im Bela Vista Park gewesen ist, aber hier war es klasse. Und wenn Ed Sheeran nicht auftaucht, bin ich 2026 gern wieder dabei.

Und noch ein paar Tips für diejenigen, die vielleicht wissen wollen, was es mit den beiden Bands auf sich hat. Schaut euch doch bei Youtube mal folgende Videos an, vielleicht versteht ihr dann, was ich meine!

  • Minha Casinha – Xutos & Pontapés AO VIVO nos International Portuguese Music Awards
  • Xutos & Pontapés – Para Ti Maria (Ao Vivo no Pavilhão Atlântico)
  • À Minha Maneira – Xutos & Pontapés AO VIVO nos International Portuguese Music Awards
  • Peste & Sida – Sol da Caparica (Ao vivo no Festival O Sol da Caparica)
  • Peste & Sida – Sol da Caparica