Auf nach Galizien …

Ihr kennt das vielleicht: da bekommst du Besuch, den du vielleicht nicht mal eingeladen hast, der nutzt wie selbstverständlich deine Infrastruktur und wenn er endlich das Weite sucht, lässt er alles stehen und liegen. So ähnlich haben es die Römer vor mehr als 2000 Jahren in dieser Region gemacht. Heute sind wir einen Teil einer römischen Straße abgewandert – die Roman Geira. Wir haben die über 300 km lange Straße auf ein für uns erträgliches Maß von ca. 5 km reduziert. Am Rio Homem entlang von der Talsperre Vilarinho das Furnas bis an die Grenze zu Spanien. Die römische Gefechtsausrüstung blieb uns glücklicherweise erspart.

Dafür haben wir einige Hinterlassenschaften der Centurios in Augenschein nehmen können. Die Jungs hatten es ja nicht so mit dem Aufräumen. Schon beeindruckend. Allein auf den wenigen Kilometern waren vier solcher sehr gut erhaltenen Meilensteine zu finden.

Meilensteine

stabil seit 2000 Jahren

Bei so um die 35°C hatten wir es nach Überwindung von Steigungen, ehemaligen Bachläufen und Geröllabschnitten nach Galizien geschafft. Ein unscheinbarer Kiosk ziert die ehemals trennende Einrichtung. Ein Blick auf Galizien ist hier natürlich Pflicht.

Also gestärkt und zurück. Nun hatten wir uns aber vorgenommen, das frische Wasser des Rio Homem in einem der zahlreichen Staustellen, die zum Baden einladen, zu genießen. Eine echt nette Abkühlung. Das Wasser hat sicher etwas weniger als 20°C aber der Stop an dem wirklich glasklaren Fluss erfrischt für die knapp vier letzten Kilometer.

Und was haben die Portugiesen nun von der Hinterlassenschaft der Römer?  Eine echte Attraktion, mit einer kleinen noch heute nutzbaren Straße, auf der nun 1,50 € Maut kassiert werden sollen (so steht es auf den Schildern). Allerdings war das Kassenhäuschen unbesetzt. Vielleicht hätten die Römer noch einen Legionär dafür zurücklassen sollen.

Auf der Rücktour nach Gerês haben wir noch einen kleinen Stop in Campo do Gerès eingelegt.

Campo de Gerês

Dieses kleine Dorf mit vielleicht 160 Einwohnern besteht zum Teil noch aus Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert in denen angeblich teilweise noch Mensch und Vieh unter einem Dach leben sollen. Wir haben das nicht überprüft,  würden es aber auch nicht ausschließen.

Frank

Figueira da Foz und Coimbra

Gestern war zunächst Reisetag. Zuerst ging es mit dem Zug von Sintra nach Lissabon und von dort mit dem Auto nach Figueira da Foz. Wer mal eine wirklich freie Autobahn erleben will, ist hier richtig. Kaum mehr als 10 Fahrzeuge im Sichtbereich. So kann es bei uns auch aussehen – mit PKW-Maut! Wer jetzt denkt: „Da muss ich hin, …“, kann sich gleich wieder hinsetzen – hier gilt Tempo 120 auf der gesamten Strecke.

Figueira da Foz liegt an der Mündung des Montego in den Atlantik und scheint ein Touristenmagnet zu sein. Jedenfalls sind die Hotels derzeit ziemlich ausgebucht.

Wir haben heute das Glück, einen Reiseführer zur Seite zu haben. Mein langjähriger ehemaliger Kollege Peter und seine Frau Marion verbringen seit mehreren Jahren einen guten Teil des Jahres hier. Und so hatten wir uns ausnahmesweise mal nicht in einem Weinlokal in der Frankfurter Region verabredet, sondern hier in Figueira. Unkonventionell und eine tolle Idee, wie sich zeigen sollte.

Abendessen in Figueira

Abendessen in Figueira

Der Abend führte uns zunächst zu einem tollen Blick auf Figueira von den umliegenden Bergen bei einem leckeren Vinho Verde,

Figueira da Foz von oben

Figueira da Foz von oben

Leuchtturm am Cap Montego

Leuchtturm am Cap Montego

anschließend in ein sehr ursprüngliches Restaurant und abschließend noch ins lokale Nachtleben auf einen Cocktail. Das ganze verbunden mit tollen Erkenntnisgewinnen über das Land, die Region, das Leben im Allgemeinen, philosophische Fragestellungen, …. . Ein toller Abend, wie wir fanden. Vielen Dank an Marion und Peter. Gerne wieder! In Hamburg, im Rheingau oder eben in Portugal.

Heute ist Coimbra unser Ziel. Wie entscheiden uns für die Anreise per Bahn. Die Fahrt dauert etwas mehr als eine Stunde. Die Zeit nutzen wir auf der Hinfahrt zum Genießen der Natur und auf der Rückfahrt für den Blog. Auf dem Weg zum Bahnhof gibt es noch einen kurzen Stop in der Markthalle von Figueira. Ich bin immer wieder fasziniert von der Vielfalt der hiesigen Märkte. Wir sind in Hamburg ja nicht schlecht bedient damit, aber hier ist jeder Markt ein Erlebnis.

Markthalle in Figueira da Foz

Markthalle in Figueira da Foz

Jetzt aber zu Coimbra:

Dieser Ort hat schon eine Menge erlebt: Kelten, Römer, Mauren, all die reiselustigen Völker schlugen hier ihre Zelte auf. Insbesondere die Mauren hatten es nicht leicht, begehrten sie zwischen 711 und 1117 mehrfach Einlass und bekamen am Ende immer wieder eins auf die Nuss, bis sie dann den Spaß verloren und ihrer Wege gingen.

Noch heute ist Coimbra eine der bedeutendsten Städte Portugals, was nicht zuletzt mit seiner Rolle als Universitätsstandort zusammen hängt.  Mehr als 30.000 Studenten bevölkern die Stadt heute, davon studieren etwa 2/3 an der ältesten Uni Portugals und einer der ältesten Europas aus dem Jahr 1290. Die Universität Coimbra gehört seit 2013 zum Weltkulturerbe. Und wenn man mich fragt, da gehört dieses Bauwerk auch hin. Die anderen 10.000 Studies sind an der Technischen Hochschule eingeschrieben.

Schon von außen sieht die Uni beeindruckend aus.

Universitàt Coimbra

Universitàt Coimbra

Gegen einen Obolus von 10 Euro kann man das Innenleben des ehrwürdigen Bildungsinstituts besichtigen. Will man die alte Bibliothek auch noch in Augenschein nehmen, werden 12€ fällig. Wir entscheiden uns aufgrund der Wartezeit von 3 Stunden auf die nächste freie Führung dagegen. Schweren Herzens! Aber auch so war einiges geboten:

So ist da etwa der „Saal der Doktorhüte“ oder „Großer Saal der Akte“. Sollte jemand die Ehrendoktorwürde der Uni im Blick haben – hier wird der Akt vollzogen. Man wird hier aber auch als Rektor des Hauses in sein Amt eingeführt. Wer noch Ziele sucht, … .

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Beeindruckend ist auch die Neue Kathedrale Se Nova de Coimbra. Auch wenn man der Institution nicht folgen möchte, da ist schon ziemlich solide Handwerkskunst zu finden. Andereseits, da kann das Land noch so arm sein , …. .

Se Nova 1

Se Nova 1

Se Nova 2

Se Nova 2

Ebenfalls gehört ein Wissenschaftsmuseum zum Fundus des Hauses. Irre! Ein Wal-Skelett findet sich dort – genau genommen sind es zwei – ebenso, wie eine Sammlung historischer Laborgeräte. Zudem ein Sammelsurium diverser Tierpräperate. Ich weiß nicht, ob es auf der Welt z.B. eine Vogelart gibt, die dort nicht im Regal steht. Ethik hin oder her, mich hat es beeindruckt.

Auf dem Weg zurück zum Bahnhof liegt noch die Bischhofskirche Se Velha aus dem Jahr 1162 auf unserem Weg und, typisch Portugal, ein hinreißendes Angebot an süßen Gaumenfreuden. Manchmal finde ich es dann doch gut, dass wir hier nicht dauerhaft wohnen. Übrigens, wir haben können diesmal widerstehen.

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So, der Beitrag heute mal etwas länger geraten, das kommt nicht jeden Tag vor. Der nächste Beitrag wird Aveiro zum Thema haben. Dahin geht es als nächstes.

Bis denne!

Frank